Monitoring Monitor

In der letzten Ausgabe der ARD-Sendung Monitor gab es einen Bericht von Markus Zeidler mit dem Titel „Rutschbahn Afghanistan-Krieg - wie haltbar ist das deutsche Nein an die NATO?“

Darin beschreibt der Autor die Situation in Afghanistan auf ebenso vage wie an Panikmache grenzende Weise:

60 gefallene Briten und Kanadier allein in den letzten Monaten. Mehrere Tausend tote Afghanen, Zehntausende auf der Flucht vor den Kämpfen.

Es geht in dem Beitrag vor allem um die Möglichkeit, dass Deutschland sich auf Dauer nicht dem Druck der NATO widersetzen kann, deutsche Soldaten in den gefährlichen Süden Afghanistans zu schicken. Oberst Bernhard Gertz vom Bundeswehrverband spricht sich gegen einen Einsatz im Süden aus:

Denn der Irak hat gerade gezeigt, dass mehr Soldaten nicht mehr Sicherheit bedeuten, sondern mehr Widerstand, mehr Anschläge und mehr Terror. […] Im Übrigen sind wir Soldaten der Bundeswehr gern bereit, uns womöglich auch Feiglinge nennen zu lassen. Weil wir eben nicht den Fehler machen wollen, einer Irakisierung dadurch Vorschub zu leisten, dass wir mit noch mehr Kampftruppen in den Süden gehen.

Dieses Argument hatte ich noch nicht gehört. Es ergibt nur einen Sinn, wenn man davon ausgeht, dass die ausländischen Soldaten das Hauptangriffsziel der Aufständischen und Terroristen sind. Das trifft in Afghanistan aber nicht ganz zu, denn eine Vielzahl von Anschlägen richtet sich gegen afghanische Regierungsmitglieder und –einrichtungen, sowie gegen afghanische Soldaten und Polizisten. Es trifft auf den Irak, der schon nicht mehr nur am Rande eines Bürgerkriegs steht, noch weniger zu. So schätzt es auch George Packer in einem Kommentar zum Thema Abzug der amerikanischen Soldaten aus dem Irak im New Yorker ein:

It is true that the presence of American troops is a source of great tension and violence in Iraq, and that overwhelming numbers of Iraqis want them to leave. But it is also true that wherever American troop levels have been reduced—in Falluja and Mosul in 2004, in Tal Afar in 2005, in Baghdad in 2006—security has deteriorated.

Sonia Mikich, die Moderatorin von Monitor, hat noch folgendes zu sagen:

Was tun in Afghanistan? Entweder ist der Krieg dort im Interesse der westlichen Sicherheit. Dann ist konsequent, dass Bundeswehrsoldaten in den Süden gehen – und sterben. Oder aber: Afghanistan wird militärisch aufgegeben. Also: Totalabzug und politischer Strategiewechsel, Wiederaufbau statt Soldaten.

Frau Mikich ist anscheinend entgangen, dass die Hauptaufgabe der NATO-Schutztruppen gerade darin besteht, den Afghanen beim Wiederaufbau ihres Landes zu helfen.

Viel schlimmer finde ich aber die Aussage, dass die Bekämpfung der Neo-Taliban in Afghanistan nur unter der Prämisse sinnvoll sei, dass es der Sicherheit des Westens diene. Vielleicht bin ich ein hoffnungsloser Romantiker, aber nach meinen moralischen Vorstellungen trägt man nach einer militärischen Intervention gegenüber der Bevölkerung des betroffenen Landes Verantwortung für das, was man dort hinterlässt. Man kann nicht nach wenigen Jahren halbherziger Hilfe beim Wiederaufbau einfach wieder abhauen und das Land sich selbst und dem Chaos überlassen, nur weil man glaubt, die Bedrohung für die eigene Sicherheit beseitigt zu haben. Diese gängige egoistische Außenpolitik wird meines Erachtens viel zu selten kritisiert.

Natürlich ist auch das im Irak angesichts des Überdenkens der amerikanischen Strategie momentan ein noch größeres Thema. Sollte es zumindest sein, wie auch Packer meint:

Iraq has turned conservatives and liberals alike into cold-eyed believers in a foreign policy that narrowly calculates national interest without much concern for what goes on inside other countries.

Nur um sich dann derselben Argumentation zu bedienen:

At some point, events will remind Americans that currently discredited concepts such as humanitarian intervention and nation-building have a lot to do with national security—that they originated as necessary evils to prevent greater evils.

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