Gmüatlich

Ich muss zu einer ganz außergewöhnlichen Stoßzeit in mein winziges Bezirkspostamt gegangen sein. Etwa fünfzehn Menschen standen in einer sich durch den dafür schon zu kleinen Raum windenden Schlange. Ich kam kaum zum Regal mit den Umschlägen durch und musste aufpassen, nicht über zwei Kinderwagen zu stolpern, deren Besitzerinnen ihre Handy-Telefonate nur unterbrachen, um die herumirrenden Kinder anzufauchen. Die Mitarbeiter waren offensichtlich auch ganz erstaunt über die volle Hütte. Drei von ihnen standen herum und starrten die Kunden an. Einer rauchte und führte offenbar Selbstgespräche. An den zwei besetzten Schaltern ließ man sich nicht aus der Ruhe bringen. Mal machte der Computer irgendwas komisches, worüber ausführlich diskutiert werden musste. Mal musste der Beamte erst nachfragen, ob die Kundin sicher sei, dass es sich um 193 Briefe handle, die sie da verschicken wolle, nur um dann umständlich selber nachzuzählen.

Schon in der Schlange bemerkte ich, dass beide Bankomat-Maschinen defekt waren. Ich wusste nicht, ob ich genug Bargeld dabei hatte, konnte aber auch nicht gehen, da ich die Packung Umschläge geöffnet und zwei von ihnen benutzt hatte. Als ich endlich an der Reihe war, stellte sich heraus, dass mir 44 Cent fehlten. Ich musste also Geld abheben gehen. Um den Zehner aus dem Geldautomat kleinzumachen, nach dem Bauchgefühl handelnd, dass die bei der Post kein Wechselgeld hatten, ging ich noch in einen Supermarkt, um eine Flasche Wein und ein Brot zu kaufen. An der Brottheke… niemand da. Ob denn jemand komme, fragte ich an der Fleischtheke, nachdem ich ein Weilchen gewartet hatte. „Ja ja“, kam’s zurück, „in ein paar Minuten“.

Als ich gefühlte drei Stunden nach meinem ersten Versuch, zwei Briefe zu verschicken, mit einer 50-Cent Münze in der Hand wieder das Postamt betrat, war ich der einzige Kunde.

Dumm, so was.

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